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Indian Sadhu smoking Cannabis

Ein Sadhu in Indien beim rituellen Cannabisgenuss – seit Jahrtausenden wird die Pflanze für spirituelle Zwecke eingesetzt.


Cannabis wird oft mit Entspannung, medizinischer Nutzung oder Freizeitkonsum in Verbindung gebracht. Doch kann Cannabis auch als Psychedelikum wirken? Immer mehr Menschen erkunden das „High“ der Cannabispflanze auf bewusste Weise – als Werkzeug zur Selbstentdeckung und für innere Reisen. In diesem Beitrag tauchen wir in die Welt des bewussten Cannabiskonsums ein. Wir betrachten, wie man mit dem richtigen Set & Setting und Ritualen tiefer in die eigene Psyche eintauchen kann, welche Unterschiede Mikrodosierung vs. hohe Dosierung machen, warum besonders oral eingenommenes Cannabis neue Tiefen eröffnet, und wie Musik dabei zum Begleiter in veränderten Bewusstseinszuständen wird. Auch der Vergleich zu klassischen Psychedelika wie LSD oder Psilocybin und neueste wissenschaftliche sowie therapeutische Erkenntnisse kommen nicht zu kurz. Begleite uns auf dieser Reise durch Geschichte, Kultur und Neuzeit – denn vielleicht steckt in der grünen Pflanze mehr spirituelles Potenzial, als man denkt.

Cannabis als Werkzeug zur Selbstentdeckung und inneren Reise

Cannabis kann – bewusst eingesetzt – wie ein Spiegel wirken, der uns tief in unser Inneres blicken lässt. Schon Bob Marley sagte sinngemäß, „wenn du Gras rauchst, enthüllt es dir dein Selbst“. Viele Konsument:innen berichten, dass sie unter Einfluss von Cannabis neue Perspektiven auf ihr Leben gewinnen, kreative Einsichten haben oder lange verdrängte Gefühle erspüren. Im Rastafari-Glauben gilt Cannabis gar als heiliges Sakrament: „The herb is the key to new understanding of the self, the universe, and God. It is the vehicle to cosmic consciousness“ – „Die Pflanze ist der Schlüssel zu neuem Verständnis des Selbst und des Universums“. In solchen Aussagen zeigt sich die tiefe Überzeugung, dass Cannabis in der richtigen geistigen Haltung Türen der Wahrnehmung öffnen kann.

Wichtig ist dabei die Intention: Setzt man sich vor dem Konsum ein klares „Warum“ – etwa Selbstreflexion, Meditation oder kreatives Arbeiten – kann das Cannabis-High zielgerichtet erlebt werden, anstatt es nur passiv geschehen zu lassen. Mit Journaling, Atemübungen oder einer Meditation vor und während des Rausches lässt sich die Aufmerksamkeit nach innen lenken. So verwandelt sich ein gewöhnlicher Rausch in eine innere Reise, bei der man möglicherweise überraschende Entdeckungen über sich selbst macht.

Mikrodosierung vs. hohe Dosis: Zwei Wege, zwei Wirkungen

Nicht jede Cannabiserfahrung gleicht der anderen. Mikrodosierung – also sehr geringe Mengen Cannabis – wird zunehmend populär, um einen Hauch der Wirkung zu spüren, ohne wirklich “stoned“ zu sein. Bei einer Mikrodosis (sei es ein winziger Zug oder wenige Milligramm THC in essbarer Form) berichten Nutzer von gesteigerter Kreativität, verbesserter Stimmung und Fokussierung, jedoch ohne die intensive psychoaktive Wirkung. Man bleibt alltagstauglich, nutzt Cannabis quasi als subtilen Booster für das Bewusstsein. Dieser Ansatz ähnelt dem Mikrodosieren klassischer Psychedelika, nur dass hier Cannabis im Spiel ist – ein sanfter Begleiter, der im Hintergrund wirkt.
Für einen tieferen Einstieg ins Microdosing mit Cannabis und auch anderen Substanzen gibt es übrigens den psychedelische reise Microdosing-Kurs.

Am anderen Ende des Spektrums steht die hohe Dosierung. Größere Mengen Cannabis (insbesondere mit hohem THC-Gehalt) können sehr starke psychoaktive Effekte auslösen – von tiefgehenden Gedankengängen und intensiver Gefühlsverstärkung bis hin zu visuellen Effekten bei wirklich hohen Dosen. Tatsächlich wurde Cannabis historisch als Halluzinogen beschrieben: Schon ein antikes chinesisches Arzneibuch vermerkte, dass übermäßiger Konsum von Hanfsamen „Menschen Geister sehen lässt“. In heutiger Sprache würde man sagen: Ein genügend starker Cannabisrausch kann psychedelisch anmuten. Viele vergleichen ein solches intensives High (gerade bei Edibles, also oral konsumiertem Cannabis) mit einem milden LSD-Trip – natürlich kürzer und meist weniger überwältigend, aber doch mit ähnlichen Elementen wie veränderter Zeitwahrnehmung, intensiven inneren Bildern und philosophischen Gedankengängen.

Oraler Konsum: Die besondere Tiefe von Edibles

Ein wichtiger Faktor ist die Konsumart. Oral eingenommenes Cannabis – etwa in Form von Space Cookies, Hasch-Brownies oder Cannabis-Tee – entfaltet oft eine tiefere und länger anhaltende Wirkung als beim Rauchen oder Vapen. Der Grund liegt im Stoffwechsel: Wird THC über den Magen aufgenommen, wandelt die Leber einen Großteil davon in 11-Hydroxy-THC um – ein Metabolit, der stärker psychoaktiv als THC selbst ist und leichter die Blut-Hirn-Schranke passiert. Das Ergebnis: Das High kommt zeitverzögert (oft erst nach 1–2 Stunden), hält aber deutlich länger an und wird von vielen als körperlicher und intensiver beschrieben. Oral konsumiertes Cannabis kann daher tiefer in mentale Sphären führen – allerdings besteht bei unerfahrenen Nutzer:innen die Gefahr, die Wirkung zu unterschätzen. Wer jedoch vorsichtig dosiert und das Setting vorbereitet, kann mit Edibles eine bemerkenswert vielschichtige Bewusstseinsreise erleben, die deutlich über das kurze High eines Joints hinausgeht.

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Rituale und Set & Setting: Mit Cannabis auf spiritueller Reise

Psychedelika-Fans wissen: Set und Setting – also innere Haltung und äußeres Umfeld – sind entscheidend für tiefe, positive Erfahrungen. Warum also nicht auch bei Cannabis anwenden? Anstatt beiläufig den nächsten Joint auf der Couch vor dem TV zu rauchen, kann man Rituale schaffen, um den Cannabisgenuss bewusster und bedeutungsvoller zu gestalten.

Ein Ritual kann ganz individuell aussehen. Zum Beispiel: Räuchere etwas Salbei oder zünde eine Kerze an, um einen heiligen Raum zu markieren. Sprich vielleicht ein kurzes Intentionsgebet oder mantra, das deine Absicht für diese Session klarmacht (z.B. „Möge ich Einsichten über mich selbst gewinnen“). Wähle einen geschützten Ort, an dem du dich wohl und sicher fühlst – sei es ein gemütliches Zimmer mit gedimmtem Licht, Kissen und Decken, oder draußen in der Natur an einem friedlichen Platz. Lege alles Ablenkende beiseite. Sobald du Cannabis konsumierst, begrüße die Wirkung bewusst: Spüre, wie sich der Rauch in der Lunge anfühlt oder der Geschmack auf der Zunge, und heiße das aufsteigende High willkommen wie einen Lehrer, der dich auf eine Reise mitnimmt.

In einigen Kulturen gibt es seit jeher feste Rituale für Cannabis. In Indien etwa nutzen Yogis und Sadhus Bhang, ein Getränk aus Cannabis, bei religiösen Zeremonien – es ist eine der ältesten bekannten Anwendungen von Hanf in Ritualen.

Bhang: Spirituelle Praxis und kulturelles Erbe

In Indien hat Bhang eine jahrtausendealte Tradition und ist eng mit spirituellen Praktiken verbunden. Bereits um 1000 v. Chr. wurde Bhang in der hinduistischen Kultur verwendet und gilt als eine der fünf heiligen Pflanzen im Atharvaveda, einem der ältesten hinduistischen Texte . Besonders während des Frühlingsfestes Holi und des Shivaratri-Festes wird Bhang konsumiert, um die Sinne zu schärfen und eine tiefere Verbindung zum Göttlichen zu erleben. Die Zubereitung erfolgt traditionell durch das Mahlen von getrockneten Cannabisblättern und -blüten, die anschließend mit Milch, Joghurt, Gewürzen und Süßungsmitteln vermischt werden, um Getränke wie Bhang Lassi oder Bhang Thandai herzustellen.

Die Wirkung von Bhang wird als körperlich entspannend und geistig anregend beschrieben, mit veränderten Sinneswahrnehmungen und einem Gefühl der Euphorie. In einigen Regionen Indiens ist der Verkauf von Bhang legalisiert und wird in staatlich lizenzierten Geschäften angeboten .

Moderne spirituelle Cannabiszirkel adaptieren solche Ideen: Man trifft sich in Gruppen, meditiert gemeinsam nach dem Konsum oder teilt im Anschluss seine Erfahrungen in einer Art Talking Circle. So wird aus dem Cannabisgebrauch eine zeremonielle Handlung, die Achtsamkeit, Gemeinschaft und Spiritualität verbindet. Das richtige Set & Setting kann den Unterschied machen, ob Cannabis „nur berauscht“ oder zu einem Tor in tiefere Bewusstseinslagen wird.

Cannabis Bhang vorbereitung

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Musik als Begleiter: Veränderte Musikwahrnehmung unter Cannabis

Kaum etwas beeinflusst einen Rausch – ob durch Cannabis oder andere Psychedelika – so stark wie Musik. Unter Cannabiseinfluss nehmen viele Menschen Musik intensiviert wahr: Klänge werden oft reicher, voller Details und emotionaler erlebt. Vielleicht hast du es selbst schon bemerkt – ein Lied kann sich unter Einfluss plötzlich völlig neu anfühlen, als würdest du jeden Ton und jede Schwingung mit allen Fasern spüren.

Wissenschaftlich lässt sich das dadurch erklären, dass Cannabis die sensorische Wahrnehmung moduliert und die Zeitwahrnehmung verändert. Ein langsames Musikstück kann sich ewig hinziehen und einen regelrecht in seinen Klangteppich einhüllen. Die Rhythmen und Melodien scheinen direkt ins Gefühlszentrum zu zielen – Gänsehaut und starke Emotionen beim Musikhören sind keine Seltenheit. Einige berichten sogar von synästhesieartigen Eindrücken: Töne könnten „Farben“ oder visuelle Muster hervorrufen, wenn die Augen geschlossen sind und die Fantasie angeregt ist.

Daher nutzen viele das gezielt: Mit einer sorgfältig zusammengestellten Playlist kann man die Reise lenken. Sanfte, ambientartige Klänge eignen sich zum Einstieg in eine introspektive Session; später vielleicht tribal Drums oder psychedelischer Rock, um Emotionen aufzuwirbeln; zum Ende hin ruhige, erhebende Musik für einen harmonischen Ausklang. In der psychedelischen Therapie mit Psilocybin oder MDMA ist Musik ein bekanntes Element – warum nicht auch die eigene Cannabis-Erfahrung mit einem Soundtrack untermalen? So wird Musik zum Guide, der die Gedanken und Gefühle durch das High navigiert. Pro-Tipp: Kopfhörer auf und Augen zu, um dich voll und ganz in die Klangwelt fallen zu lassen!

Cannabis vs. klassische Psychedelika: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Wie schlägt sich Cannabis im Vergleich zu LSD, Psilocybin & Co.? Zunächst muss man sagen: Cannabis ist kein klassisches Psychedelikum im wissenschaftlichen Sinn. LSD, Psilocybin (Magic Mushrooms), DMT oder Mescalin wirken hauptsächlich als Serotonin-Agonisten (5-HT2A-Rezeptor) und lösen oft intensive visuelle Halluzinationen, Ego-Auflösung und mystische Erfahrungen aus. Cannabis wirkt dagegen über das Endocannabinoid-System (CB1-Rezeptoren) und hat ein anderes Wirkprofil. Doch es gibt Überschneidungen: Bewusstseinsveränderung, Sinnesverstärkung, philosophische Gedankengänge – all das kann Cannabis ebenfalls hervorrufen, wenn auch anders. In der Forschung wird THC daher manchmal als „quasi-psychedelisch“ kategorisiert. Je nach Dosis kann eine Cannabis-Reise aber durchaus sehr intensiv werden, für einige sind hochdosierte Cannabiserfahrungen sogar herausfordernder und potenziell unangenehmer als Reisen mit den klassischen Psychedelika. Das liegt unteranderem daran das Cannabis eine stärkere Tendenz hat paranoide Gedankengänge zu fördern, zugleich ist das Körperempfinden stark intensiviert was auch unbehagen und Ängste auslösen kann. Mit Cannabis bleibt man in der Regel noch verankert in der alltäglichen Realität, kann sich aber dennoch wie auf einer kleinen psychedelischen Reise fühlen.

Gemeinsamkeiten: Sowohl Cannabis als auch Psilocybin & Co. können zu tiefen Einsichten, persönlichen Aha-Momenten und intensiven Gefühlen führen. Beide sind stark abhängig von Set (mentaler Zustand) und Setting (Umgebung) – sprich, Angst oder Unsicherheit können einen Trip kippen, egal ob auf Pilzen oder bei einem überdosierten Spacebrownie. Außerdem können sowohl Cannabis als auch Psychedelika ein Gefühl der Verbundenheit mit der Natur, dem Universum oder anderen Menschen fördern – jene oft beschriebene Aufhebung von Grenzen zwischen „Ich“ und dem Rest der Welt, wenn auch Cannabis diesen Effekt weit subtiler und seltener hervorruft.

Unterschiede: Die Intensität und Dauer unterscheidet sich drastisch. Ein LSD-Trip kann 8–12 Stunden dauern und einen vollkommen aus der normalen Wahrnehmung katapultieren. Ein Cannabis-High beim Rauchen hält vielleicht 2–3 Stunden an (bei Edibles etwas länger) und lässt meist noch so viel Alltagsbewusstsein übrig, dass man ansprechbar bleibt. Visuelle Halluzinationen sind bei Cannabis selten und wenn, dann eher mild (z.B. verstärkte Muster, farbiges Flackern bei geschlossenen Augen), während Psilocybin & Co. richtiggehende Visionen und komplexe Bildwelten erzeugen können. Körperlich wirkt Cannabis sedierender – schwere Augenlider, Couch-Lock – wo klassische Psychedelika oft ein waches, energetisiertes Gefühl geben (trotz eventueller Übelkeit zu Beginn). Auch im Nachgang gibt es Unterschiede: Nach psychedelischen Trips berichten viele von einer anhaltenden positiven Stimmung oder Persönlichkeitsveränderungen (z.B. mehr Offenheit). Bei Cannabis verfliegt die Wirkung manchmal spurlos – wobei man natürlich aus einer bewusst erlebten Session ebenfalls Lehren ziehen kann.

Cannabis: Kein sanfter Einstieg für alle

Obwohl Cannabis oft als leichter Zugang zu veränderten Bewusstseinszuständen betrachtet wird, ist diese Einschätzung nicht für jeden zutreffend. Während niedrige Dosierungen für einige Menschen eine sanfte Einführung darstellen können, berichten andere von intensiven, unangenehmen Erfahrungen, insbesondere bei höheren Dosen oder oraler Einnahme. Diese können Angstzustände, Paranoia oder sogar panikartige Zustände hervorrufen, die langfristig abschreckend wirken können. Solche Erlebnisse führen manchmal zu dem Schluss: “Wenn ich Cannabis nicht vertrage, dann sind Psychedelika sicher nichts für mich.”

Doch diese Annahme greift zu kurz. Klassische Psychedelika wie Psilocybin oder LSD, insbesondere in niedrigen Dosierungen, können für manche Menschen weniger angstauslösend sein als THC-reiches Cannabis. Studien zeigen, dass Mikrodosierung von Psychedelika mit geringeren Angst- und Depressionswerten einhergehen kann, während THC in höheren Dosen eher angstfördernd wirkt.

Es ist wichtig zu erkennen, dass die individuelle Reaktion auf psychoaktive Substanzen stark variieren kann. Ein negatives Erlebnis mit Cannabis bedeutet nicht zwangsläufig, dass andere bewusstseinserweiternde Substanzen ähnliche Reaktionen hervorrufen. Vielmehr sollten persönliche Erfahrungen differenziert betrachtet und nicht verallgemeinert werden.

Cannabis Pflanzenteile

Wissenschaftliche und therapeutische Einblicke

In den letzten Jahren wächst das Interesse daran, Cannabis auch im therapeutischen Kontext einzusetzen, um psychologische Prozesse zu unterstützen. Während klassische Psychedelika wie Psilocybin oder MDMA in klinischen Studien bei Depression, PTSD und Angststörungen vielversprechende Ergebnisse zeigen, wird Cannabis traditionell vor allem symptomorientiert eingesetzt – etwa zur Linderung von Angst oder Posttraumatischen Belastungsstörungen. Erste Studien mit Veteranen legen nahe, dass Cannabis (insbesondere bestimmte Sorten oder ein ausgewogenes THC-CBD-Verhältnis) PTSD-Symptome wie Albträume und Hypervigilanz reduzieren kann. So zeigte eine Forschungsarbeit, dass Patienten, die kontrolliert Cannabis nutzten, besser schliefen und weniger Angstrückfälle hatte (auch wenn die Ergebnisse insgesamt gemischt ausfielen und weitere Forschung nötig ist).

Abseits der reinen Symptombehandlung gibt es Therapeuten, die Cannabis-unterstützte Psychotherapie erforschen. In solchen Sitzungen konsumiert der Patient eine moderate Dosis Cannabis (wo legal) in einem sicheren, begleiteten Setting. Die Idee dahinter: Cannabis kann emotionale Abwehrmechanismen senken und den Zugang zu unterbewussten Inhalten erleichtern, ähnlich – wenn auch subtiler – wie es stärkere Psychedelika tun. Klienten berichten, sie könnten unter Cannabis offener über schwierige Themen sprechen, da sie sich zugleich entspannt und doch verbunden mit ihren Gefühlen fühlen. Außerdem fördert Cannabis das Imaginative, was in therapeutischen Settings genutzt werden kann, um z.B. innere Bilder oder neue Perspektiven auf Probleme zu entwickeln.

Die Wissenschaft steht hier allerdings noch am Anfang. Viele therapeutische Berichte sind bislang anekdotisch. Trotzdem laufen vermehrt Studien und es gibt Bücher wie „Psychedelic Cannabis“ von Daniel McQueen, die Methoden beschreiben, um mit geführten Meditationen und speziell kombinierten Cannabis-Sorten eine tiefgehende Bewusstseinsarbeit zu leisten. Die legalen Hürden sind niedriger als bei LSD & Co., daher sehen manche Cannabis als eine Art „Einsteiger-Psychedelikum“ für die Therapie. Wichtig ist aber: Cannabis ist kein Wundermittel. Es kann Prozesse anstoßen, aber die eigentliche psychologische Arbeit – ob alleine oder mit Therapeut – bleibt unerlässlich. Zudem müssen medizinische Risiken beachtet werden: Personen mit Neigung zu Psychosen etwa sollten auf intensive Cannabiserfahrungen verzichten, da hohe THC Konzentrationen psychotische Symptome triggern können.

Kulturelle und historische Perspektiven: Cannabis als spirituelles Werkzeug

Die spirituelle Verwendung von Cannabis ist keineswegs eine New-Age-Erfindung der Neuzeit – sie zieht sich durch unterschiedliche Kulturen und Epochen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Menschen Cannabis seit Jahrtausenden als „Entheogen“ nutzen, also als Substanz, die eine Begegnung mit dem Göttlichen oder dem eigenen Inneren fördert.

In der indischen Kultur ist Cannabis fest verankert: Bei religiösen Festen wie Holi trinken Menschen traditionell Bhang, um in ekstatische Zustände zu gelangen. Der hinduistische Gott Shiva wird oft mit Cannabis in Verbindung gebracht – als „Herr des Bhang“ gilt er vielen Anhängern als Schutzpatron des heiligen Rausches. Bereits vor Jahrhunderten schrieben indische Texte Cannabis bewusstseinsverändernde Kräfte zu.

Auch in der chinesischen Antike finden sich Hinweise: In daoistischen Kreisen wurde Hanf verwendet, um spirituelle Visionen zu induzieren – wie bereits erwähnt, notierten chinesische Gelehrte, dass exzessiver Hanfkonsum zu Visionen führen kann. Archäologische Funde belegen den rituellen Gebrauch: In einem 2.500 Jahre alten Grab in Zentralasien fand man verbrannte Hanfsamen, was darauf hindeutet, dass schon damals Cannabis bei Zeremonien verbrannt und eingeatmet wurde.

In der Neuzeit entstand mit der Rastafari-Bewegung eine moderne spirituelle Cannabis-Kultur. Für Rastafari in Jamaika (und längst weltweit verbreitet) ist Ganja ein Sakrament, ein Mittel zur Verbindung mit dem Göttlichen. In ihren sogenannten “Reasoning Sessions” rauchen sie gemeinsam Cannabis aus langen Pfeifen und diskutieren spirituelle und weltliche Themen. Sie glauben, dass das Kraut ihnen hilft, Wahrheit klarer zu erkennen und näher zu Jah (Gott) zu kommen. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie Cannabis als spirituelles Werkzeug dienen kann: es fördert Gemeinschaft, inspirierte Gedanken und das Gefühl, Teil etwas Größeren zu sein.

Auch westliche Gegenkultur und moderne spirituelle Kreise haben Cannabis längst als mildes Entheogen angenommen. In den 1960er Jahren war es oft das „Einstiegspsychedelikum“, bevor man sich an stärkere Substanzen wagte – zugleich aber auch für viele Hippies ein ständiger Begleiter bei Meditation, Musik und der Suche nach Erleuchtung. Heutzutage, wo vielerorts Cannabis entkriminalisiert oder legal ist, erlebt dieser kulturelle Aspekt eine Renaissance. Es entstehen Cannabis Church-Bewegungen, und in Städten wie Amsterdam, Denver oder Oakland finden Cannabis-Zeremonien statt, die an klassische Peyote- oder Ayahuasca-Rituale erinnern – jedoch mit der vertrauten Hanfpflanze.

Fazit

Cannabis als Psychedelikum zu betrachten, eröffnet einen neuen, faszinierenden Blick auf die altbekannte Pflanze. Ob als Werkzeug zur Selbstentdeckung, als Bestandteil eines Rituals oder in Kombination mit Musik für eine tiefgehende innere Reise – in der richtigen Dosierung und mit bewusstem Setting kann Cannabis weit mehr sein als ein Mittel zum Abschalten. Es kann zum Einschalten werden: ein Anknipsen verborgener Einsichten, Kreativität und Spiritualität. Obwohl Cannabis milder wirkt als klassische Psychedelika, zeigen sowohl Erfahrungen von Nutzer:innen als auch kulturelle Traditionen, dass es durchaus psychedelische Qualitäten besitzt. Die grüne Pflanze hat Menschen seit Jahrtausenden begleitet – von den Sadhus in Indien bis zu den Rastafari in Jamaika – und ihnen geholfen, einen Blick über den Alltagsvorhang hinaus zu werfen.

Für Neugierige gilt: Gehe respektvoll mit Cannabis um, wenn du es als bewusstseinserweiterndes Werkzeug nutzen willst. Achte auf dein Mindset, schaffe dir ein unterstützendes Umfeld, starte lieber mit kleinen Dosen und – wenn möglich – tausche dich mit Gleichgesinnten aus. So kann deine nächste Cannabiserfahrung vielleicht tatsächlich wie eine kleine psychedelische Reise sein, die dich inspiriert, erdet oder mit neuen Erkenntnissen beschenkt. In diesem Sinne: Happy Exploring – möge deine Reise sicher und erhellend sein!

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Quellenverzeichnis

  1. McQueen, D. (2022). Psychedelic Cannabis: Breaking the Gate. Synergetic Press.
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  2. Russo, E. B. (2011). Taming THC: Potential Cannabis Synergy and Phytocannabinoid-Terpenoid Entourage Effects.
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  3. Hanuš, L. O., et al. (2016). Phytocannabinoids: A Unified Critical Inventory.
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  4. Earleywine, M. (2002). Understanding Marijuana: A New Look at the Scientific Evidence. Oxford University Press.
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  5. DoubleBlind Magazine. Acid? Weed? Mushrooms? MDMA? ALL AT ONCE?
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  6. National Library of Medicine. Cannabis, the Endocannabinoid System and Immunity—the Journey of a Budding Field.
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  8. GQ Magazine. They Took an Edible. Anxiety Haunted Them for Years.
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  9. Rootman, J. M., et al. (2021). Adults Who Microdose Psychedelics Report Health Related Motivations and Lower Levels of Anxiety and Depression Compared to Non-Microdosers.
    Nature Scientific Reports

  10. Carhart-Harris, R. L., & Nutt, D. J. (2017). Serotonin and Brain Function: A Tale of Two Receptors.
    PubMed-Link

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